Ausstellung

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Artefakte —
Bilder der Natur von Maximilian Moritz Prüfer und Nikola Irmer

2.8. — 2.11.2014

Gemalde mit Tierskeletten in einem Museum

Nikola Irmer, Procession, 2014, 105 × 165 cm, Öl auf Leinen

helle, abstrakte Linien auf schwarzem Untergrund

Maximilian Moritz Prüfer, Schnecke, Blindschleiche, Vogel (Schnecken wurden von Vogel und Blindschleiche von Bild gefressen), 2012, 105 × 165 cm, Naturdirektstudie, Papier auf Leinwand

In langen Reihen stehen die Vögel in ihren Vitrinen aufgereiht. Es sind Präparate in ornithologischen Sammlungen – ausgestopfte Bälge, die den Betrachtern ehemals ein realistisches Bild der lebendigen Tiere vermitteln sollten. Diese mit dem gegerbten Federkleid von Vögeln überzogenen Skulpturen sind die Exponate einer weltumspannenden, historischen Forschungstätigkeit, die ihren wissenschaftlichen Zweck zumeist eingebüßt haben. Waren sie einst wichtige Studien- und Lehrobjekte, sind sie heute eher peinliches Erbe einer biologischen Sammelleidenschaft, das in die Depots der Museen verbannt und nur punktuell und mit den spektakulärsten Beispielen in Schausammlungen präsentiert wird.

Nikola Irmer forscht seit mehreren Jahren in den naturhistorischen Sammlungen europäischer Museen. Sie dokumentiert deren Bestände zahlloser Tierpräparate mit künstlerischen Mitteln, in Zeichnungen und in Bildern – gleichermaßen fasziniert von der Schönheit wie auch von der Morbidität der leblosen Objekte. Jedes dieser Präparate ist an sich schon ein Kunstwerk, ein von Menschen geschaffenes Objekt, das die Realität widerspiegelt und die Natur möglichst lebensecht nachbildet. Irmers Zeichnungen und Bilder lenken den Blick sowohl auf die Ästhetik der Wissenschaft als auch auf die Vergänglichkeit ihrer Methoden. Ihre Bilder dokumentieren die Geschichte der Biologie und bringen die künstlichen Körper zugleich fast wieder zum Leben.

Maximilian Moritz Prüfer arbeitet dagegen ganz direkt mit Abbildern der Natur. Er fertigt Drucke empfindlicher, natürlicher Strukturen – von Spinnennetzen und Schmetterlingsflügeln – und fixiert damit deren filigrane Zeichnung und geheimnisvolle Farbigkeit.

In anderen Arbeiten lässt er Schnecken, Ameisen und Fliegen übers Papier kriechen, die dabei das zuvor aufgetragene Pigment verwischen. Oder er dokumentiert die Flügelschläge von Motten in der Nacht, indem er eine Glühbirne vor einem mit Pigment bestäubten Bildträger positioniert. Prüfer gibt in seinem Versuchsaufbau eine Grundform vor, mit der er die ‚Zeichnung‘ der Tiere durch Begrenzungen oder Hindernisse kontrolliert.

Die Prozesse in Maximilian Moritz Prüfers Arbeiten sind immer auch wissenschaftliche Experimente. Ihre Resultate sind Abstraktionen, die in ihrer Materialität die Geschichte ihrer Entstehung anschaulich und nachvollziehbar machen.

Nikola Irmer wurde 1970 in Starnberg geboren. Ihre künstlerische Ausbildung absolvierte sie am San Francisco Art Institute, an der Glasgow School of Art und am Hunter College der City University New York. Seit 2000 lebt und arbeitet Irmer in Berlin.

Maximilian Moritz Prüfer wurde 1986 in Weilheim geboren. Er studierte Design und Kommunikationsdesign an der HS Augsburg. Prüfer lebt und arbeitet in Augsburg.