Ausstellung

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Relikte & Reliquien

10.2.2017 — 7.5.2017

Nick Crowe & Ian Rawlinson, Rotimi Fani-Kayode, Josef Madlener, Marlies Pekarek, Claudia Schink, Andres Serrano, Alexandra Vogt

Madonnenfiguren aus bunter Seife gegossen

Marlies Pekarek, Klosterladen, 2015, Seife

Kruzifix in einer rötlich verschwommenen Aufnahme

Andres Serrano, Piss Christ (Immersions), 1987, C-Print, Courtesy Andres Serrano & Galerie Nathalia Obadia Paris/Brüssel

Zeichen und Bilder des Glaubens sind ein häufiges Thema in der zeitgenössischen Kunst. Künstler kopieren, dokumentieren und erforschen die Objekte der Andacht und der Anbetung.
In der Ausstellung ›Relikte und Reliquien‹ geht es jedoch nicht um den Glauben an sich, stattdessen untersucht sie anhand ausgesuchter künstlerischer Arbeiten unser aller Verhältnis zum bildhaften Objekt. Überträgt sich die wundertätige Kraft eines Gegenstands der Anbetung in einer Fotografie? In einem Guß? In einem massenproduzierten Andenken?

Marlies Pekarek erkundet diese Bedeutungsebenen in farbenfrohen Abgüssen von Heiligenfiguren; aus Massenware fertigt sie in einem handwerklichen Prozess erneut künstlerische Objekte. Alexandra Vogt gibt uns einen Einblick in die Welt einer Sekte aus der Region und führt vor Augen, wie wichtig bildhafte Darstellungen für die Verbreitung von Botschaften sind. Andres Serrano erforscht in seiner fotografischen Arbeit die besondere Wirkung eines kleinen Plastikkruzifixes und provoziert damit die direkte Reaktion seines Publikums. Nick Crowe & Ian Rawlinson erzählen die Geschichte eines vor 600 Jahren als Häretiker auf dem Scheiterhaufen Hingerichteten, indem sie sein Herz aus einem Stück Holz formen, das damals in einem Gebäude nahe der Hinrichtungsstätte verbaut war. Claudia Schink bringt uns mit Abgüssen ihres eigenen Körpers die Martyrien einiger Heiligen nah.
Die Frage nach der Aura der Objekte wird hier in allen Facetten beleuchtet: gibt es denn einen Unterschied zwischen Heiligenbildern und heiligen Bildern?
Josef Madlener brachte die Heiligen ins Allgäu, malte sie ganz weit von jeder historischen Realität und folgt damit in einer langen Tradition. Auch Rotimi Fani-Kayode zeigt Jesus und Johannes, wie er sich die Geschichte vorstellt – als junge, attraktive, schwarze Männer. Welches Bild wir uns machen hat sehr viel mit uns selbst zu tun. Die Geschichten sind so, wie wir sie uns denken.

›Relikte & Reliquien‹ ist Teil einer Kooperation der MEWO Kunsthalle mit dem Landestheater Schwaben. Die Ausstellung wird zur Bühne des Einpersonenstückes → »NippleJesus« von Nick Hornby, das am 17. Februar 2017 Premiere feiert.

Inszenierung von Jesus und Johannes als junge, schwarze Männer

Rotimi Fani-Kayode, Every Moment Counts (Ecstatic Antibodies), 1989, C-Print, Courtesy Autograph ABP London

Öffentliches Gespräch zur Inszenierung »NippleJesus« und zur Ausstellung ›Relikte & Reliquien‹

Ästhetik, Kunst und Religion stellen Fragen an den Grenzen von Sichtbarem und Unsichtbarem und sie stellen dabei vieles in Frage. Was nehmen wir wie wahr? Welche Bedeutung legen wir etwas bei? Wie fi nden wir eine Sprache, um uns darüber auszutauschen, was jede und jeder einzelne wahrnimmt und für wahr hält? VertreterInnen der Kirchen, des Museums und des Theaters freuen sich auf ein interessantes Gespräch mit dem Publikum: Dr. Kathrin Mädler (Landestheater Schwaben/Moderation), Dr. Axel Lapp (MEWO Kunsthalle), Dr. Maria Weiland (Cityseelsorge Memmingen), Dekan Ludwig Waldmüller (Kath. Dekanat Memmingen), Dekan Christoph Schieder (Evangelisch-Lutherisches Dekanat Memmingen), Pfarrer Ralf Matthes (Gemeinde St. Martin)